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Bereits erschienen:

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Mehr zu Meja Meergrün und ihrer fantastischen Welt findest du auf: www.meja-meergrün.de.

eISBN 978-3-649-63357-0

© 2019 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

www.coppenrath.de

Das Buch erscheint unter der ISBN 978-3-649-62942-9.

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INHALT

EIN SCHLAFLOSES MEERMÄDCHEN

ALLES NUR GETRÄUMT?

WAS STEHT DA?

EILIGER AUFBRUCH

AUF INS ABENTEUER!

WALGESANG

DER BERÜHMTE NORDMEERFORSCHER

KLEINER EISBÄR IN NOT

WASSERSCHEU

DIE MEJA–LILLE–MAGIE

HAAKON

ANGRRRIFF

EIN GUTTER FREUND

WIE GEHT ES WEITER?

EINZELSTUNDE FÜR NALLE

EIN GROSSES WAGNIS

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Bestimmt hast du schon mal von Meja Meergrün gehört – dem kleinen Meermädchen, das in der fabelhaften Unterwasserwelt Lyckhav zu Hause ist.

Vielleicht magst du ja mit mir zusammen zu ihr abtauchen? Ja? Prima! Dann hol jetzt noch einmal gaaanz tief Luft und folge mir in Mejas Welt. Aber pass auf, dass du nicht mit einem quietschgelben Seeigel zusammenstößt. Seine Stacheln können nämlich ganz schön piksen!

Und nimm dich in Acht vor den dusseligen Hakis, der Hai-Bande, die immer wieder versucht, Meja und ihre Freunde zu ärgern.

Oh, schau mal, dort ist die Unterwasserschule Muschelkiste. Den Unterricht der strengen Lehrerin Frau Bläck besucht Meja ganz, ganz selten – eigentlich nur, um ihrer Kümmerkröte Padson einen Gefallen zu tun oder wenn sie eine Wette verloren hat.

Und da, siehst du das meergrüne Haus mit der Glocke auf dem Dach? Dort wohnt Meja Meergrün. Aber pssst! Jetzt müssen wir leise sein, denn es ist gerade Nacht in Lyckhav – nur wenige Laternenfische sind noch unterwegs – und Meja schläft tief und fest.

Bestimmt träumt sie etwas Schönes, während ihr magischer Seestern Lille direkt über ihr schwebt und sanft leuchtet. Vielleicht spielt sie im Traum ja gerade eine Runde Unterwasserkegeln mit ihren Freunden Bollarbi und Caspar. Was meinst du?

So, so, du tippst eher darauf, dass sie einen riesigen Tangburger verdrückt, der nirgendwo in Lyckhav so lecker schmeckt wie bei Brillo. Auch möglich. Doch hör gut zu, ich weiß nämlich schon, was gleich passiert.

Meja Meergrün wird ihre Augen aufschlagen und eine geheimnisvolle Nachricht aus einem fernen Land erhalten, in dem sonderbare Dinge passieren und … Halt! Nein! Stopp! Das wird noch nicht verraten!

Ahoi und schwipp-schwapp!

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Es war mitten in der Nacht, nur das leise Rauschen des Meeres war zu hören, als Meja Meergrün plötzlich die Augen aufschlug.

Pling!

Einen Moment brauchte sie, um sich zurechtzufinden. Aber dann erblickte sie Lille, der wie jede Nacht direkt über ihr leuchtete und wie alle anderen im Haus der Familie Meergrün tief und fest schlief. Meja meinte sogar, ihn leise schnarchen zu hören. Aber das war natürlich Unsinn, denn Seesterne schnarchen nicht. Und so kleine wie Lille schon mal gar nicht.

Meja lauschte in die Stille.

Seufzend drehte sie sich auf die linke Seite, nach einer Weile auf die rechte, zurück auf die linke, dann wieder … Feuriger Seerochen, sie war wach. Knallwach sogar!

„Lille“, rief sie leise, „Lille, hallo, mach die Augen auf!“

Doch Lille bekam von ihren Aufweckversuchen nichts mit. Er schlief weiter.

Ruckartig setzte Meja sich in ihrer gemütlichen Hängematte auf. „Verflixte Nixe! Es ist mitten in der Nacht. Warum bin ich nur so hellwach?“, fluchte sie und warf die kuschelige Decke zur Seite.

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Eine Weile schwamm das Meermädchen im Halbdunkel in ihrem Zimmer herum. Nahm dies in die Hand, untersuchte das. Doch ganz allein, alles schläft, nur eine ist wach – schwipp-schwapp – das war selbst der erfinderischen Meja zu langweilig.

Ob sie noch einmal versuchen sollte, Lille zu wecken? Nein. NEIN! NEIN!!! Das war gemein. Nur weil sie nicht schlafen konnte, musste Lille schließlich nicht darunter leiden.

Und Padson? Immerhin war er ihre Kümmerkröte.

Allerdings waren Mejas Eltern inzwischen von ihrer langen Expedition zurückgekehrt und Padson fühlte sich womöglich nicht mehr zuständig für ihre Schlafprobleme.

Hm … Meja schwang sich in den Lieblingssessel ihrer Kümmerkröte und schaukelte nachdenklich vor und zurück.

Irgendwo in der Ferne war ein sonderbares Pfeifen zu hören. Meja horchte auf. Jetzt rappelte es an der Tür. Mejas Herz begann ein kleines bisschen schneller zu schlagen, während sie sich langsam aus dem Sessel erhob und so leise wie möglich zur Tür paddelte.

„Hallo?“, rief sie vorsichtig. „Ist da jemand?“

Stille.

Kein Pfeifen. Kein Rappeln.

„Du, da draußen … hast du mich aufgeweckt?“

Nichts. Keine Antwort.

Merkwürdig …

In Mejas Bauch begann es zu kribbeln, als hätte sie zu viel von Brillos Sprudelbrause getrunken. Vielleicht war nun der Moment gekommen, in dem sie die anderen im meergrünen Haus wecken sollte?

Meja lauschte erneut, aber immer noch war alles still.

„Ich bilde mir das nur ein“, sprach sie sich selbst Mut zu. „Schließlich weiß jeder, dass in der Nacht tausend Geräusche zu hören sind, die tagsüber auch da sind, nur hört man sie dann nicht. Das hat mit der Dunkelheit zu tun, hat mir Padson mal erklärt.“

Meja streckte sich und versuchte zu gähnen. Besser, sie kuschelte sich einfach wieder in ihre gemütliche Hängematte. Wenn sie nur die Augen ganz fest zumachte, dann …

Rrrrumss!

Meja schrie erschrocken auf. Da hatte doch tatsächlich irgendwer mitten in der Nacht gegen die Tür gebollert. Mit voller Wucht!

Meja straffte die Schultern. Dann schwamm sie zur Tür, holte tief Luft, riss sie schwungvoll auf und rief: „Nicht lustig! Kein bisschen lustig, mitten in der Nacht gegen fremde Türen zu bollern.“ Ruckzuck hob sie die Hände und ballte sie zu Fäusten. Sollte da nämlich ein grantiger Meerkobold oder wütiger Wasserzwerg zu ihr hereinhüpfen, dann würde er gleich mal ihren rechten Haken zu spüren kriegen.

Doch vor der Tür war niemand. Weit und breit nichts zu sehen. Und still war es nun auch wieder.

Nachdenklich verzog Meja das Gesicht. Sie kratzte sich am Hinterkopf, beugte sich ein wenig vor und schaute sich noch einmal nach allen Seiten um.

Nö, keiner zu sehen. Nichts zu hören.

Hm … und wenn sie träumte? Vielleicht geschah das alles überhaupt nicht in echt. Womöglich lag sie noch immer in ihrer Hängematte.

Am besten wird es sein, wenn ich mich mal ordentlich kneife, beschloss Meja. Dann wache ich entweder auf oder ich bin es bereits.

Schon hatte Meja die Hand gehoben … da fiel ihr Blick auf eine kleine Kiste. Nicht so eine wie die, in der Padson damals gesteckt hatte. Nein, viel, viel kleiner. Eher ein Kästchen.

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Meja bückte sich und hob es auf. Staunend betrachtete sie es von allen Seiten. Kalt fühlte es sich an. Eisig kalt. Brrr, Meja lief ein Schauer über den Rücken. Schlotternd zog sie die Schultern hoch.

„Komisches Ding“, murmelte sie.

Für wen es wohl bestimmt war? Ein Adressat stand nicht darauf. Auch kein Absender. Oder … was war das denn dort in der Ecke? Eis? Eine Eisschicht? Meja pulte ein wenig daran herum. Tatsächlich, das war Eis. Wie kam denn bitte schön ein kleines, vereistes Kästchen mitten in der Nacht vor die Tür der Familie Meergrün?

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Als Meja am Morgen zum Frühstück erschien, fühlte sie sich gar nicht gut. Ihr Bauch tat weh, ihre Augenlider waren wie Klappmuscheln, die immer wieder zufallen wollten, die Haare standen wild in alle Richtungen vom Kopf ab.

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„Mor…gäääähn“, begrüßte sie ihre Eltern und ihre Kümmerkröte, die schon am Tisch saßen.

„Nej, nej, wie siehst du denn aus, Mejakind?“ Energisch schob Padson ihr einen Becher Korallentee zu. „Trink, dann geht es dir gleich besser.“ Meja nahm einen Schluck und sofort beruhigte sich ihr Bauchgrimmen. Der Tee schmeckte warm und ein bisschen süß, genau das Richtige für ein sehr müdes Meermädchen. Während sie die Tasse an den Mund führte, fiel ihr auf, dass ihre Eltern ungewöhnlich schweigsam auf ihren Muschelstühlen hockten. Immer wieder warfen sie sich bedeutungsvolle Blicke zu und auf der Stirn hatten sie Sorgenfalten.

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„Na, ihr seht auch nicht gerade fangfrisch aus“, kicherte Meja. „Mama und Papa, was ist los? Habt ihr einen Aal im Frühstücksmus gefunden?“ Mejas Mama lächelte zaghaft. „Mein kleines Meermädchen, ich bin froh, dass du nach Padsons Tee wieder lachen kannst. Wir haben nämlich nicht ganz so gute Nachrichten …“

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„Was gibt es denn für nicht ganz so gute Nachrichten?“ Meja griff nach einem Seegrasbrötchen und biss kräftig hinein. Dabei bemerkte sie, dass ihre Gold- und Silberkrabben wild durchs Zimmer wuselten. Selbst vor dem Esstisch machten sie nicht halt. Oje, hatte sie wieder nicht richtig aufgeräumt? Das war das Problem. Ganz sicher war es das, denn eine solche Unordnung konnte vor allem ihr Papa überhaupt nicht leiden. Bestimmt war deshalb die Stimmung im Eimer. Und gleich würde es ein echtes Meergrün-Donnerwetter geben!

„Wir müssen mit dir reden“, begann Mejas Papa ernst.

Meja nickte. Na also, es fing schon an. Ach, du fette Flunder!

„Es ist nämlich so“, fuhr er fort, „dass wir wahrscheinlich so bald wie möglich wieder losmüssen. Auf eine neue Forschungsreise.“ „Wie bitte?“ Mejas kleine Faust hieb so laut auf die Tischplatte, dass die meergrüne Glocke auf dem Hausdach schepperte. „Das kann ja wohl nicht wahr sein! Gerade seid ihr zurück und jetzt wollt ihr wieder weg und mich allein lassen und …“

„Also, allein bist du ja wohl nicht“, unterbrach Padson sein Kümmerkind. „Und außerdem …“

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„Außerdem ist es seehundsgemein, dass meine Eltern noch mal für wer-weiß-wie-lang verschwinden.“ Tränen standen dem Meermädchen in den Augen. „Habt ihr mich denn gar, gar nicht lieb?“

Mejas Mama schlang die Arme um ihre Tochter. „Ach, Meja, natürlich haben wir das! Du bist mal wieder viel zu stürmisch. Jetzt lass Papa doch erst einmal ausreden und hör zu, was wir dir zu sagen haben.“

„Ganz genau.“ Mejas Papa legte eine große geschlossene Auster auf den Tisch. „Wir haben nämlich nicht vor, unsere liebe kleine Meertochter gleich wieder allein zu lassen. Wir möchten, dass du uns dieses Mal begleitest.“

„Mi… mi… mitkommen? Ich darf wirklich mit euch auf Forschungsreise gehen?“

Rrrrumss!

Vor lauter Freude hüpfte Meja mit einem Satz auf den Tisch, sprang von dort aus an den Kronleuchter, schwang hin und her und vollführte dann eine gekonnte Zwirbelschraubdrehung. Genau so, wie sie es von Seepferdchen Molly, der übermütigen Seeprinzessin, gelernt hatte. Der kleine Seestern Lille, der wie immer an einer Kette um Mejas Hals hing, juchzte begeistert, und Meja rief übermütig: „Ahoi und schwippschwapp! Hier kommt Meja, die berühmteste Unterwasserforscherin von hier bis zum frostigen Eisland!“